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Der Dialog (hier in der Übersetzung von F.Susemihl 1856) von Plato ist sehr umfassend, an markanten Stellen habe ich Links zu den anderen Seiten eingebaut, das Sie beim lesen gleich Querverbindungen aufstellen können.



Über die Auseinandersetzung mit Atlantis

Kritias:

,,Der Priester aber habe erwidert:
ich will Dir nichts vorenthalten, mein Solon, sondern die Alles mitteilen, sowohl dir als auch eurem Staate, vor Allem aber der Göttin zu Liebe, welche euren so wie unseren Staat gleichmäßig zum Eigentume erhielt und beide erzog und bildete, und zwar den euren tausend Jahre früher aus dem Samen, den sie dazu von der Ge und dem Hephästos empfangen hatte, und später eben so den unsrigen.
Die Zahl der Jahre aber, seitdem die Einrichtung des letzteren besteht, ist in unseren heiligen Büchern auf achttausend angegeben. Von euren Mitbürgern, die vor neuntausend Jahren entstanden, will ich die im Kurzen berichten, welches ihre Staatsverfassung und welches die herrlichste Tat war, die sie vollbrachten; das Genauere über dies alles aber aber wollen wir ein anderes Mal mit Muße nach der Reihe durchgehen, indem wir die Bücher selber zur Hand nehmen.''

Kritias:

,,Viele andere große Taten eures Staates nun lesen wir in unseren Schriften mit Bewunderung, von allen jedoch ragt eine durch ihre Größe und Kühnheit hervor.
Unsere Bücher erzählen nämlich, eine wie gewaltige Kriegsmacht einst euer Staat gebrochen hat, als sie übermütig gegen ganz Europa und Asien zugleich vom atlantischen Meer heranzog.
Damals nämlich war das Meer dort fahrbar, denn vor der Mündung, welche ihr in eurer Sprache die Säulen des Herakles heißt, hatte es eine Insel, welche größer war als Asien und Libyen zusammen, und von ihr konnte man damals nach dem übrigen Inseln hinübersetzen und von den Inseln auf das ganze gegenüberliegende Festland, welches jenes recht eigentlich so zu nennende Meer umschließt.
Denn alles Das, was sich innerhalb, der eben genannten Mündung befindet, erscheint wie eine Bucht mit einem engen Eingange, jenes Meer aber kann in Wahrheit also und das es umgebende Land mit vollen Fug und Recht Festland heißen.
Auf dieser Insel Atlantis nun bestand eine große und bewundernswürdige Königsherrschaft, welche nicht bloß die ganze Insel, sondern auch viele andere Inseln und Teile des Festlandes unter ihrer Gewalt hatte.
Außerdem beherrschte sie noch von den hier liegenden Ländern Libyen bis nach Ägypten und Europa bis nach Tyrrenien hin.
Indem sie nun diese ganze Macht zu einer Heeresmasse vereinigten, unternahm sie es, unser und euer Land und überhaupt das ganze innerhalb der Mündung liegende Gebiet mit Einem Zuge zu unterjochen.
Da wurde nun, mein Solon, die Macht eures Staates in ihrer Trefflichkeit und Stärke vor allen Menschen offenbar.
Denn vor allen anderen an Mut und Kriegskünsten hervorragend, führte derselbe zuerst die Hellenen, dann aber ward er durch den Abfall der Anderen gezwungen, sich auf sich allein zu verlassen, und als er so in die äußerste Gefahr gekommen, da überwand er die Andringenden und stellte Siegeszeichen auf und verhinderte so die Unterjochung der noch nicht Unterjochten und gab den Anderen von uns, die wir innerhalb der herakleischen Grenzen wohnten, mit edlen Sinne die Freiheit zurück.
Späterhin aber entstanden gewaltige Erdbeben und Überschwemmungen, und da versank während eines schlimmen Tages und und einer schlimmen Nacht das ganze streitbare Geschlecht bei euch scharenweise unter die Erde, und ebenso verschwand die Insel Atlantis, indem sie im Meer unterging.
Deshalb ist auch die dortige See jetzt unfahrbar und undurchforschbar, weil der sehr hoch aufgehäufte Schlamm im Wege ist, welchen die Insel durch ihr Untersinken hervorbrachte.''

Kritias:

,,Da hast du nun, lieber Sokrates, was mir vom alten Kritias auf Solons Bericht hin erzählt wurde, so im kurzen vernommen.
Und so fiel mir denn auch, als du gestern über den Staat und seine Bürger, wie du sie dir schilderst, sprachst, eben Das, was ich jetzt mitgeteilt habe, dabei ein, und mit Erstaunen bemerkte ich, wie wunderbar du durch ein Spiel des Zufalls so überaus nahe in den meisten Stücken mit dem zusammentrafst, was Solon erzählt hatte.''

Sokrates:

,,Und welchen anderen, mein Kritias, sollten wir wohl lieber an seiner Stelle nehmen, welcher zu dem gegenwärtigen Opferfest der Göttin wegen der nahen Beziehung zu ihr so gut passte?
Und dazu auch wohl noch das an ihm ein großer Vorzug, dass er kein bloß erdichtetes Märchen, sondern eine wahre Geschichte enthält.
Denn wie und woher sollten wir denn andere Stoffe nehmen, wenn wir diesen verschmähen wollten?
Wir würden vergebens suchen; vielmehr - und ich wünsche euch guten Erfolg dazu - müsst ihr jetzt reden, ich aber zum Entgeld dafür, dass ich gestern gesprochen habe, nunmehr in Ruhe zuhören.''

 


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