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Der Dialog (hier in der Übersetzung von F.Susemihl 1856) von Plato ist
sehr umfassend, an markanten Stellen habe ich Links zu den anderen
Seiten eingebaut, das Sie beim lesen gleich Querverbindungen
aufstellen können.
ATLANTIS - das Imperium
Kritias:
Zuerst schlugen sie Brücken über
die Ringe von Wasser, welche ihre alte Mutterstadt umgaben, um sich
so einen Weg von und zu der Königsburg zu schaffen.
Dieselbe errichteten sie nämlich gleich im Anfange eben auf jenem
Wohnsitze des Gottes und ihrer Vorfahren, und so empfing sie der
Eine von dem Anderen, indem ein Jeder ihre Ausstattung erweiterte
und nach Kräften seinen Vorgänger darin überbot, bis sie denn
endlich diesen ihren Wohnsitz durch die Größe und Schönheit ihrer
Werke zu einem staunenswerten Anblicke gemacht hatten:
Nämlich gruben sie einen Kanal von drei Plethren (92,5m) Breite,
hundert Fuß (30,8m) Tiefe und fünfzig Stadien (9,25km) Länge vom
Meer aus bis zu dem äußersten Ringe hin, und machten so eine
Einfahrt von der See in denselben wie in einen Hafen möglich, indem
sie die Einmündung in ihn weit genug zum Einlaufen für die größten
Schiffe brachen.
Sodann durchbrachen sie aber auch die Kreiswälle von Erde, welche
die Wasserringe von einander trennten, unterhalb der Brücken in
einer solchen Breite, dass für einen einzelnen Dreiruderer die
Durchfahrt von dem einen durch den anderen möglich ward, und
unterbrückten dann wieder dann wieder den Durchstich, so dass die
Schifffahrt hier eine unterirdische war, die Ränder der Erdwälle
hatten nämlich eine Höhe, welche hinlänglich über das Meer
emporragte.
Es war aber der weiteste von den Ringen, welche einst aus dem Meere
gebildet waren, drei Stadien (555m) breit, und eben so der zunächst
auf ihn folgende Wallring, von den beiden nächsten Ringen aber der
aus Wasser bestehende zwei, und eben so war ihm wiederum der aus
Erde aufgehäufte an Breite gleich, endlich der unmittelbar um die
Insel herumlaufende ein Stadium, und die Insel selbst, auf welcher
die Königsburg stand, hatte fünf Stadien (925m) im Durchmesser.
Diese selbst nun umgaben sie ringsherum, und ebenso die Ringe und
die Brücke, welche ein Plethron (30,83m) breit war, von beiden
Seiten mit je einer steinernen Mauer, und errichteten bei den
Brücken nach beiden Seiten hin Türme und Tore gegen die Durchfahrten
vom Meere zu.
Die Steine dazu aber, welche teils weiß, teils schwarz und teils rot
waren, brachen sie unten an der in der Mitte gelegenen Insel rings
herum, und ebenso unten an den Waldrändern nach außen und nach innen
zu, und dadurch, dass sie sie dort herausschlugen, erlangten sie
zugleich innerhalb derselben auf beiden Seiten des Höhlungen zu
Schiffsarsenalen, welche den Felsen selber zur Decke hatten.
Auch Gebäude errichteten sie, und zwar teils auch bunte, indem sie
aus verschiedenfarbigen Steinen zum Genuss zusammensetzten und
denselben dadurch ihren natürlichen Reiz gaben. Die Mauer endlich,
welche um den äußeren Wall herumlief, fassten sie ihrem ganzen
Umfange nach mit Erz ein, indem sie dasselbe gleichsam wie ein
Salböl anwandten, die um den inneren aber umschmolzen sie mit Zinn,
endlich die Burg selbst mit Goldkupfererz, welches einen
feuerähnlichen Glanz hatte.''
Kritias:
,,Die Königliche Wohnung innerhalb der Burg selbst aber war
folgendermaßen eingerichtet.
Inmitten des letzteren befand sich ein der Kleito und dem Poseidon
geweihter Tempel, welcher nur von den Priestern betreten werden
durfte und mit einer goldenen Mauer umgeben war, derselbe, in
welchen sie einst das Geschlecht der zehn Fürsten erzeugt und
hervorgebracht hatten.
Dahin schickte man auch jedes Jahr aus allen zehn Landgebieten die
Erstlinge als Opfer für einen jeden von diesen.
Ferner stand dort ein besonderer Tempel des Poseidon, von einem
Stadium Länge (185m), drei Plethren (92,5) an Breite und von einer
Höhe, wie sie einen dem entsprechenden Anblick gewährte, hatte aber
ein etwas barbarisches Ansehen.
Den ganzen Tempel nun überzogen sie von außen mit Silber, mit
Ausnahme der Zinnen, die Zinnen aber mit Gold.
Was aber das Innere anbetrifft, so Konnte man die elfenbeinerne
Decke ganz mit Gold und Goldkupfererz verziert sehen, Alles andere
an Mauern, Säulen und Estrichen überkleideten sie mit Goldkupfererz.
Auch stellten sie goldene Bildsäulen darin auf, nämlich den Gott
selber, wie er, auf einen Wagen stehend, sechs geflügelte Rosse
lenkt, und der seinerseits so groß gebildet war, dass er mit dem
Haupte die Decke berührte, rings um ihn herum aber die hundert
Nereiden auf Delphinen; denn so viel, glaubte man damals, dass ihrer
seien; außerdem befanden sich aber auch noch viele andere Bildwerke
als Weihegeschenke von Privatleuten im Tempel. Außerhalb aber
standen rings um denselben die Bildsäulen von Allen insgesamt,
nämlich von den zehn Königen selbst und ihren Weibern und Allen,
welche von ihnen entsprossen waren, und viele andere große
Weihgeschenke von anderen Königen wie von Privatleuten selbst, teils
aus allen von ihnen beherrschten Gebieten außerhalb der derselben.
Auch der Altar entsprach an Größe so wie an Arbeit dieser
Ausstattung, und eben so war auch die königliche Wohnung eben so
sehr der Größe der Herrschaft, wie andererseits dem auf die
Heiligtümer verwandten Schmuck angemessen
Von beiden Quellen aber, sowohl der von kaltem als der von warmen
Wasser, welche dessen eine reich Fülle enthielten und beide dasselbe
an Wohlgeschmack und Güte zum Gebrauche in ganz bewundernswerter
Vortrefflichkeit darboten, zogen sie Nutzen, indem sie Gebäude und
Baumpflanzungen, wie sie zu den Wassern sich schickten, rings umher
anlegten und ferner Wasserbehälter teils unter freiem Himmel, teils
zu warmen Bädern für den Winter in bedeckten Räumen in der Umgebung
einrichteten, und zwar deren besondere für die Untertanen, ferner
noch andere für die Weiber und wieder für die Pferde und die übrigen
Zugtiere, und einem jeden von diesen allen die ihm angemessene
Ausstattung gaben.
Das abfliesende Wasser aber leiteten sie in den Hain des Poseidon,
welcher Bäume von mannigfacher Art und von ganz vorzüglicher Höhe
und Schönheit in Folge der Güte des Bodens umfasste, teils aber auch
durch Kanäle über die Brücken weg in die äußeren Ringe hinein.
In der Nähe dieser Wasserleitungen wurden dann auch Heiligtümer
vieler Götter, ferner viele Gärten und Übungsplätze angelegt, und
zwar besondere für die auf den menschlichen Körper beschränkten
Übungen und besondere für die mit dem Wagengespann aus jeder von
beiden aus den Wällen bestehenden Inseln, und überdies besaßen sie
auch in der Mitte der größeren Insel eine ausgesuchte Rennbahn,
welche ein Stadium breit und deren Länge im ganzen Umkreis zum
Wettkampfe für die Rosse eingerichtet war.
Um dieselbe herum lagen auf beiden Seiten die Wohnungen für die
Mehrzahl der Trabanten.
Die zuverlässigeren unter ihnen aber hatten ihre Wache auf den
kleineren und näher an der Burg gelegenen Wallring, den vor allen
anderen an Zuverlässigkeit Ausgezeichneten endlich waren ihre
Wohnungen auf der Burg selber um den Königspalast herum gegeben.
Die Schiffsarsenale aber waren voll von Dreiruderern und von Allem,
was zu der Ausrüstung von Dreiruderern gehört, wovon Alles in
reichen Maße in Bereitschaft gehalten wurde.
,,Solches war nun also die Ausrüstung der Königlichen Wohnung.
Wenn aber die drei außerhalb derselben befindlichen Häfen hinter
sich hatte, so traf man auf eine Mauer, welche vom Meer begann und
im Kreis herumlief, von den größten Ringe und zugleich Hafen aber
überall fünfzig Stadien entfernt war und an derselben Stelle bei der
Mündung des Kanals in das Meer wieder abschloss.
Dieses Ganze aber war mit vielen und dichtgedrängten Wohnungen
umgeben, und die Ausfahrt so wie der größte Hafen wimmelten von
Schiffen und Kaufleuten, welche aus allen Gegenden hierher kamen und
bei Tage wie bei Nacht Geschrei, Getümmel und Getöse mannigfacher
Art wegen ihrer Menge verursachten.''
Kritias:
,,Über die Stadt und jenen
einstigen Wohnsitz habe ich nun so ziemlich das, was mir damals
erzählt wurde, mitgeteilt; nun muss ich aber noch versuchen, über
die natürlichen Beschaffenheit des übrigen Landes und die Art seiner
Verwaltung zu berichten.
Zunächst nun wurde mir das Land im Ganzen als sehr hochgelegen und
steil aus dem Meere aufsteigend geschildert, die Gegend um die Stadt
her dagegen durchweg als Ebene, welche dieselbe umschloß, ihrerseits
aber wieder rings herum von Bergen eingeschlossen wurde, die sich
bis zum Meere hinabzogen, und zwar als eine ganz glatte und
gleichmäßige Fläche, die in ihrer Gesamtausdehnung eine längliche
Gestalt hatte, indem dieselbe nach der Seite zu dreitausend Stadien,
in der Mitte aber vom Meere aufwärts zweitausend betrug.
Von der ganzen Insel nämlich lag dieser Teil nach der Südseite zu,
indem er sich von Norden nach Süden erstreckte.
Die Berge aber, welche ihn umgaben, wurden damals als solche
gepriesen, welche an Menge, Größe und Schönheit alle jetzt
vorhandenen übertrafen, indem sie viele Flecken mit einer reichen
Zahl von Bewohnern, ferner Flüsse, Seen und Auen, welche allen
möglichen zahmen und wilden Tieren hinreichendes Futter darboten, so
wie endlich Waldungen in sich faßten, welche in bunter Menge und in
der größten Mannigfaltigkeit aller Gattungen einen reichhaltigen
Stoff zu den Arbeiten jeder Art, im Großen und Kleinen, lieferten.
Auf diese Weise war die Ebene von der Natur ausgestattet, und viele
Könige hatten an ihrer weiteren Ausstattung gearbeitet.
Zum größten Teil bildete sie nämlich bereits ein vollständiges
Rechteck; wo es aber noch an der vollen Regelmäßigkeit dieser
Gestalt fehlte, war ihr dieselbe dadurch gegeben worden, dass sie
auf allen Seiten einen Graben herumgezogen hatten. Was mir nun von
dessen Tiefe, Breite und Länge erzählt ward, das könnte unglaublich
erscheinen für ein von Menschenhänden gearbeitetes Werk; es könnte
unglaublich erscheinen, dass sie zu ihren vielen anderen Arbeiten
auch noch diese von so gewaltiger Ausdehnung unternommen hätten;
dennoch muß ich darüber berichten, wie ich es gehört habe.
Nämlich ein Plethron (30,83m) tief ward er gegraben und überall ein
Stadion (185m) breit, und als er nun die ganze Ebenen herumgezogen
war, da ergab sich eine Länge von zehntausend Stadien (1850km).
Er nahm auch die von den Bergen herabfliesenden Wasser auf, und da
er rings um die Ebene herumgeführt war und die Stadt auf beiden
Seiten berührte, so ließ er dieselben auf folgende Weise ins Meer
abfließen.
Von seinen oberen Teile her wurden nämlich von ihm ungefähr hundert
Fuß (30,83m) breite Kanäle in gerader Linie in die Ebene geleitet,
welche wieder in den vom Meer aus gezogenen Kanal einmündeten und
von einander hundert Stadien (18,5km) entfernt waren.
Auf ihnen brachten sie denn auch das Holz von den Bergen in die
Stadt, aber auch alle anderen Landeserzeugnisse holten sie zu Wasser
heran, indem sie wieder Überfahrten aus den Kanälen in einander nach
der Quere zu und eben so nach der Stadt hin gruben.
Auch ernteten sie in Folge dessen Zweimal des Jahres ein, indem
ihnen im Winter der Regen des Zeus dazu verhalf, im Sommer aber die
Bewässerung, welche das Land in sich trug, dadurch, dass sie sie aus
den Kanälen herzuleiteten.
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