Der Dialog (hier in der Übersetzung von F.Susemihl 1856) von Plato ist
sehr umfassend, an markanten Stellen habe ich Links zu den anderen
Seiten eingebaut, das Sie beim lesen gleich Querverbindungen
aufstellen können.
Atlantis - Armee, Staatsystem, der Untergang
Kritias:
,,Was aber die Zahl anbetrifft, so
Bestand die Anordnung, dass in der Ebene an kriegstüchtigen Männern
jedes Grundstück einen Anführer zu stellen hatte; die Größe eines
jeden Grundstückes aber betrug gegen hundert Stadien
(185mx185m=34225m2) und die Zahl von ihnen allen sechzigtausend;
(3,4225km2x60 000=205 350km2); auf den Gebirgen dagegen und im
übrigen Lande zählte man eine unsägliche Menschenmasse, alle jedoch
waren nach ihren Ortschaften und Flecken je einem dieser Grundstücke
und Führer zugeteilt.
Die Führer nun aber hatten die Verpflichtung zum Kriege ihrer sechs
zusammen einen Kriegswagen zu stellen, so dass deren insgesamt
zehntausend wurden, ferner ein jeder zwei Rosse und Reiter, dazu
noch ein Zweigespann ohne Sessel, welches mit einem Krieger bemannt
war, der einen kleinen Schild trug und auch herabsteigend zu Fuße
kämpfte; außer diesem Wagenkämpfer aber mit einem Lenker für die
beiden Rosse, ferner zwei Schwerbewaffnete und an Bogen- und
Schleuderschützen je zwei, und eben so an Stein- und Speerwerfern
ohne Rüstung je drei; endlich vier Seeleute zu Bemannung von
zwölfhundert Schiffen.
So war das Kriegswesen in dem Königlichen Staate angeordnet, in den
anderen neun Staaten aber auf verschiedene Weise, deren Erörterung
lange Zeit in Anspruch nehmen würde.''
Kritias:
,,Die Verhältnisse in
obrigkeitlichen Gewalt und der Staatswürden aber waren von Anbeginn
her folgendermaßen geordnet.
Von den zehn Königen herrschte ein jeder in dem ihm überkommenen
Gebiete von seiner Stadt aus über die Bewohner und stand über den
meisten Gesetzen dergestalt, dass er strafte und hinrichten ließ wen
immer es ihm gedünkte.
Die Herrschaft über sie selbst aber ward gegenseitig und
gemeinschaftlich geführt nach den Anordnungen des Poseidon, wie sie
ein Gesetz ihnen überlieferte, welches von ihren Vorfahren auf eine
Säule von Goldkupfererz eingegraben war, die in der Mitte der Insel,
nämlich im Heiligtum des Poseidon, stand.
Hierher kamen sie denn auch abwechselnd bald jedes fünfte und bald
jedes sechste Jahr zusammen, um der geraden und der ungeraden Zahl
ein gleiches Recht angedeihen zu lassen, und berieten sich auf
diesen Zusammenkünften teils über die gemeinsamen Angelegenheiten,
teils hielten sie Nachforschung darnach, ob Einer irgend eine
Übertretung begangen, und saßen darüber zu Gericht.
Wenn sie aber zum Gerichte schritten, so gaben sie einander zuvor
folgendes Unterpfand der Treue, sie stellten unter den Stieren, die
da frei in Heiligtum des Poseidon weideten, ganz allein ihrer zehn,
nachdem sie zu dem Gotte gebetet, dass es ihnen gelingen möge, das
Opfertier, welches ihm genehm sei, zu fangen, ein Jagd ohne Eisen
bloß mit Knitteln und Strikken an, und denjenigen von den Stieren,
welchen sie Fingen, brachten sie oben auf die Säule hinauf und
schlachteten ihn dort über jener Inschrift.
Auf der Säule befand sich aber außer dem Gesetzen noch eine
Schwurformel, welche gewaltige Verwünschungen über Diejenigen
aussprach, welche ihm nicht gehorchten.
Wenn sie nun so nach ihren Bräuchen beim Opfer dem Gotte alle
Glieder des Stieres geweiht hatten, so richteten sie einen
Mischkessel zu und warfen in denselben für jeden einen Tropfen
geronnenen Blutes, alles übrige aber warfen sie ins Feuer, nachdem
sie die Säule rings herum gereinigt hatten.
Hierauf schöpften sie mit goldenen Trinkschalen aus dem Mischbecher,
und während sie dann aus denselben die Spenden ins Feuer gossen,
schwuren sie dabei, nach den Gesetzen auf der Säule zu richten und
es zu strafen, wenn Einer von ihnen zuvor einen Frevel begangen, und
ebenso wiederum in Zukunft keine von jenen Vorschriften absichtlich
zu verletzen und weder zu herrschen, noch einem anderen Herrscher zu
gehorchen, als dem, welcher nach den Gesetzen des Vaters regierte.
Nachdem ein Jeder von ihnen dies für sich selbst und für sein
Geschlecht gelobt hatte, trank er und weihte sodann die Becher für
das Heiligtum des Gottes, und sodann wandten sich sich zum Mahle, um
auch den Anforderungen ihres Körpers Genüge zu tun.
Sobald es aber dunkel ward, und das Opferfeuer verglomm, dann
kleideten sich alle sofort in ein blaues Gewand von der
allerhöchsten Schönheit und so, bei der Glut des Eidesopfer auf der
Erde sitzend, indem sie gänzlich das Feuer im Heiligtum auslöschten,
empfingen und sprachen sie Recht bei der Nacht, wenn etwa der eine
von ihnen den anderen irgend einer Übertretung anklagte.
Nach vollzogenen urteil aber schrieben sie die Richtersprüche,
sobald es tag ward, auf einer goldenen Tafel auf und weihten
dieselbe samt jenen Gewändern zum Denkzeichen.
Es gab aber noch viele andere Gesetze, welche die Rechte der Könige
für einen jeden im Besonderen bestimmten, über allen jedoch stand
dies, dass sie niemals gegen einander die Waffen führen, vielmehr
insgesamt Hilfe leisten, wenn etwa Einer von ihnen in irgend einer
Stadt das königliche Geschlecht auszurotten versuchte, und nach
gemeinsamer Beratung, gleich wie ihre Vorfahren, ihre Beschlüsse
über den Krieg und alle anderen Angelegenheiten fassen und
ausführen, den Vorsitz und Oberbefehl dabei aber dem Geschlechte des
Atlas überlassen sollten.
Die Vollmacht, einen seiner Verwandten hinrichten zu lassen, sollte
ferner einem Könige nicht zu Gebote stehen, es sei denn, dass über
die Hälfte von den Zehn es genehmigt hätten.''
Kritias:
,,Diese Macht von solcher Art und
Ausdehnung, wie sie damals in jenen Gegenden bestand, führte der
Gott, indem er sie zusammentreten ließ, nun auch gegen under Land,
wozu, wie es heißt, ungefähr folgende Verhältnisse Anlass gaben.
Viele Geschlechter hindurch, so lange noch irgend die Natur des
Gottes in ihnen wirksam war, waren sie den Gesetzen gehorsam und
zeigten ein befreundetes Verhalten gegen das ihnen verwandte
göttliche.
Denn sie besaßen wahrhafte und durchgehends große Gesinnungen, indem
sie eine mit klugheit gepaarte Sanftmut allen etwaigen Wechselfällen
des Schicksals gegenüber, so wie gegen einander an den Tag legten,
und da sie eben deshalb alles Andere außer der Tugend für wertlos
ansahen, so achteten sie alle vorhandenen Glücksgüter geringe und
betrachteten mit Gleichtum und mehr wie eine Last die Masse ihres
Goldes und ihrer übrigen Besitztümer und nicht kamen sie, berauscht
von den Schwelgen in ihrem Reichtum, so dass sie durch ihn die
Herrschaft über sich selbst verloren hätten, zu Falle, sondern
erkannten mit nüchternem Scharfblick, dass dies Alles nur durch die
gemeinsame Freundschaft im Verein mit der Tugend sein Gedeihen
empfängt, durch den eifer und das Streben nach ihm dagegen nicht
bloß selber entschwindet, sondern auch jene mit sich zu Grunde
richtet.
In Folge dieser Grundsätze und der fortdauernden Wirksamkeit der
göttlichen Natur in ihnen gedieh ihnen den Alles, was ich euch
vorhin mitgeteilt habe.
Als aber ihr Anteil am Wesen des Gottes durch die vielfache und
häufige Beimischung des Sterblichen in ihnen zu schwinden begann,
und die menschliche Art überwog, da erst waren sie dem vorhandenen
Reichtum nicht mehr gewachsen und entarteten und erschienen dem,
welcher es zu erkennen vermochte, niedrig, indem sie Alles, was in
Ehren zu stehen verdient, gerade das Schönste zu Grunde richteten;
denen aber, die ein wahrhaft zur Glückseligkeit führendes Leben
nicht zu erkennen im Stande waren, schienen sie damals erst recht in
aller Herrlichkeit und Seligkeit dazustehen, als sie ungerechten
Gewinn und ungerecht erworbene Macht im Überflusse besaßen.
Der Gott der Götter aber, Zeus, welcher nach den Gesetzen herrscht
und solches wohl zu erkennen vermag, beschloss, als er ein
treffliches Geschlecht schmählich herunterkommen sah, ihnen Strafe
dafür aufzuerlegen, damit sie, durch dieselbe zur Besinnung
gebracht, zu einer edleren Lebensweise zurückkehrten. Er berief
daher alle Götter in ihren ehrwürdigsten Wohnsitzen zusammen,
welcher in der Mitte des Weltalls liegt und eine Überschau aller
Dinge gewährt, welche je des Werdens teilhaftig wurden, und nachdem
er sie zusammengerufen hatte, sprach er...''
an dieser Stelle bricht der Dialog Abrupt ab.
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